Im Winter sind wir Freunde. Ich besuche sie jeden Morgen. Schaue durch ihr Fenster, sehe sie am Küchentisch sitzend ihre Teetasse umklammern, als wollte sie die Welt festhalten. Sie braucht kein Koffein, um wach zu werden. Niemals könnte sie ein Wesen sein, das Winterschlaf hält. Ich betrachte sie eine Weile. Sie trinkt vom Winter.
Wenn sie aus dem Haus kommt, bilde ich eine Bank. Sie setzt sich und nimmt eine Morgendusche. Sie ist eine Frau, der Kälte nichts anhaben kann. Erfrischt geht sie wieder hinein, stellt ihre Tasse in die Spüle und wandert durch ihre Welten.
Im Schlafraum stehen die Fenster weit offen. Ihre Bettdecke hängt halb innen, halb außen. Von Zeit zu Zeit dreht sie sie, damit ich meine Feuchtigkeit gleichmäßig verteilen kann. Meine Schwere wird sie nachts im Liegen halten. Sie ist eine Frau, die Unbeweglichkeit kaum ertragen kann.
Im Arbeitsraum streichelt sie mit dem Staubwedel ihren Schreibtisch, den Stuhl und das Bücherregal. Wedelnd verabschiedet sie den aufgewirbelten Schmutz in den Morgen. Ich schlucke ihn, und sie verschließt die Fenster. Über Tag werden sich neue Spuren ihres Denkens in den Möbeln verfangen und die Nacht über bleiben dürfen. Sie ist eine Frau, die ihr Leben an Rituale gebunden hat. Doch heute schaut sie, als sei das Band zu fest gebunden. Sie kommt vor die Tür und sieht hinauf – sehnsüchtig.
„Uns unterscheidet nichts“, will ich ihr sagen. „Ich biete dir Bodenkontakt.“ Mehr kann ich nicht tun, meine Zeit für heute ist vorbei und die Hoffnung bleibt, sie morgen wiederzusehen.